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Haben Sie heute schon ein Schaf beigetragen?

Haben Sie heute schon ein Schaf beigetragen? Posted on 29. Juni 2020

Heute früh musste ich herzhaft lachen, als ich mal wieder eine verunglückte Redensart gelesen habe – diesmal in Steingarts Morning Briefing: Dort wird Katja Hessel im Zusammenhang der Wirecard-Untersuchung mit dem Satz zitiert:

„Und wenn Herr Hufeld sein Schäfchen dazu beigetragen hat, ist es natürlich fraglich, ob er dann nicht auch Konsequenzen ziehen muss.“

Was für ein Unsinn! Im ersten Moment habe ich gedacht: Das kann Frau Hessel so nicht gesagt haben, bestimmt hat sie im Interview nur undeutlich genuschelt und der Redakteur hat es falsch transkribiert. Aber nein, sie hat das tatsächlich deutlich gesagt, ich habe dazu extra den Podcast angehört: Der Text entspricht dem Gesagten.

Wozu könnte man ein Schaf beitragen? Zu einer Schafherde beispielsweise, aber keinesfalls zu einem Fehler einer Aufsichtsbehörde.  Also kann etwas nicht stimmen. Die Redensart heißt nämlich „sein Scherflein beitragen“. Das Wort Scherflein kennt heute wahrscheinlich kaum noch jemand und es ist nicht mehr im Alltagswortschatz. „Scherflein“ war ursprünglich eine sächsische und niedersächsische Scheidemünze aus Silber. Das Wort geht bis ins Althochdeutsche zurück und bedeutet so etwas wie „in kleine Stücke schneiden“.

„Sein Scherflein beitragen“ bedeutet also „einen kleinen Beitrag zu etwas leisten“. Redensarten sind etwas wunderbares, weil sie sich aus regionaler oder sozialer Erfahrung herausgebildet haben und dieses Erfahrungswissen in einer prägnanten Wendung anwendbar machen. Dazu muss man sie aber genau kennen, sonst entlarvt man sich nämlich als nicht zugehörig. Vielleicht lag also der falsche Gebrauch der Redensart daran, dass Frau Hessel, Rechtsanwältin, Steuerberaterin und FDP-Mitglied, eher die großen Scheine als die kleinen Münzen kennt? Freuen wir uns in diesem Sinne also auf den großen Beitrag, den Frau Hessel als Vorsitzende im Finanzausschuss bei der Aufklärung des Aufsichtsversagens im Fall Wirecard leisten wird.

Sprachliche Tipps gibt es zum Beispiel in meinem Blog und in meinen firmeninternen Korrespondenz-Seminaren.

Die Autorin:

Gabriele Baron, seit 25 Jahren freiberufliche Texterin sowie Trainerin mit dem Schwerpunkt empfängerorientierte Korrespondenz und Kundenorientierung in der Kommunikation. Autorin u.a. des Bestsellers „Praxisbuch Mailings. Print- und Online-Mailings planen, texten und gestalten.“, mi-Verlag sowie „Glückwunsch! Passende Worte zu Jubiläum, Beförderung & Co.“, Verlag C.H. Beck.

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