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EMI: Industrieproduktion stabilisiert sich weiter – noch keine Auswirkungen des Coronavirus spürbar

EMI: Industrieproduktion stabilisiert sich weiter – noch keine Auswirkungen des Coronavirus spürbar Posted on 4. März 2020

Das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland blieb auch im Februar auf Erholungskurs. Der saisonbereinigte IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) kletterte mit 48,0 Punkten auf ein 13-Monatshoch nach 45,3 im Januar, teilte der englische Finanzdienstleister IHS Markit in London mit. Den aktuellen Daten zufolge trugen nahezu alle Teilindizes mit dazu bei, den Hauptindex nach oben zu drücken.

„Es stimmt uns und unsere Einkäufer optimistisch, dass der EMI bereits den zweiten Monat in Folge zulegen konnte. Angesichts der sich auch in Europa ausweitenden Coronavirus-Epidemie muss dessen weitere Entwicklung allerdings abgewartet werden“, betonte Dr. Silvius Grobosch, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), am Mittwoch in Eschborn.

„Trotz erster Corona-Fälle in China hat sich der EMI im Februar weiter erholt. Für März ist aber mit einem Rückschlag zu rechnen“, kommentierte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, am Mittwoch auf BME-Anfrage die aktuellen EMI-Daten. Jetzt sei das Virus in Europa angekommen. „Es ist davon auszugehen, dass es zu Produktionseinschränkungen, Ausfall von Lieferketten, weniger Flugverkehr, Verschiebung von Veranstaltungen und Ähnlichem kommen wird. Dies bremst das Sozialprodukt und die Stimmung der Unternehmen. Gelingt es, das Coronavirus bald unter Kontrolle zu bekommen, wären die Rückschläge nur kurzfristig“, fügte die Helaba-Bankdirektorin hinzu.

„Umfragedaten sind zwar die aktuellsten Daten über die Realwirtschaft; angesichts der extrem hohen Dynamik kommen aber auch Umfragedaten nicht mit“, sagte Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, am Mittwoch dem BME. Insofern seien die Auswirkungen des Überschwappens des Coronavirus auf Europa noch nicht in den Zahlen enthalten. „Alles in allem könnte sich 2020 für Deutschland zu einem sehr schwierigen Jahr entwickeln. Die Bundesrepublik hat ohnehin schon mit der Automobilindustrie und deren Ausstrahleffekten, dem drohenden Handelskonflikt mit den USA und mit der immer noch nicht gebannten Gefahr eines harten Brexit schwer zu tragen. Nun kommt auch noch das Coronavirus hinzu“, so Kater abschließend.

„Nicht zuletzt die Auswirkungen des Coronavirus führen bereits zu einem Rückgang von Neuaufträgen aus dem Ausland und verschlechterten Geschäftsaussichten der Unternehmen. Die anhaltenden Rückgänge bei Produktion, Neuaufträgen oder Beschäftigung – auch wenn sie sich aktuell verlangsamt haben – zeigen, auf welch dünnem Eis sich die deutsche Konjunktur bewegt“, teilte Katharina Huhn, Leiterin des Referats Konjunktur, Wachstum, Unternehmensbefragungen im DIHK, am Mittwoch dem BME mit. In einer ohnehin geschwächten Wirtschaftslage in Deutschland, drohe die weitere Ausbreitung des Coronavirus zu einem wahren Konjunktur-Hemmer zu werden. Huhn: „Die Verbesserung des Hauptindex ist auch deshalb mit Vorsicht zu genießen, weil die Verlängerung der Lieferzeiten, aufgrund von Ausfällen in China, einen positiven Effekt in der Berechnung hat.“

Zur jüngsten Entwicklung des EMI-Teilindex Einkaufspreise sagte Dr. Heinz-Jürgen Büchner, Managing Director Industrials, Automotive & Services der IKB Deutsche Industriebank AG, am Mittwoch dem BME: „Die wichtigsten börsennotierten Rohstoffpreise gaben zuletzt infolge der Konjunkturabschwächung aufgrund des Coronavirus nach. Auf dem europäischen Markt zogen Stahl- und Stahlschrottpreise jedoch wieder an. Chinas Stahlerzeugung wird nach den aktuellen Produktionsunterbrechungen voraussichtlich unter das Vorjahresniveau fallen. Dort sind zurzeit nur rund 65 Prozent der Stahlproduktionskapazitäten komplett verfügbar. Auch die Lieferketten sind aufgrund von Logistikproblemen auf Vormaterial- und Output-Seite gestört. Da China aktuell seine Ausfuhren nach Asien und in die Golfregion verringert, kommt die Türkei hier stärker zum Zuge. Dies vermindert den türkischen Exportdruck auf den kontinentaleuropäischen Markt. Daher erwartet die IKB im zweiten Quartal ein weiteres leichtes Anziehen der Stahlpreise.“

Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick:

Industrieproduktion: Der Produktionsrückgang schwächte sich erneut ab und fiel so gering aus wie zuletzt im Februar 2019. So zeigen die Daten moderate Schrumpfungsraten für alle drei Teilbereiche der Industrie, die von der Umfrage erfasst werden (Konsum-, Vorleistungs- und Investitionsgüter). Am stärksten fiel das Minus im Investitionsgüterbereich aus.

Auftragseingang insgesamt/Export: Der Teilindex Auftragseingang näherte sich im Februar einem stabilen Niveau an und signalisierte nur noch ein marginales Minus. Mehr noch, der fünfte Anstieg in Folge (von einem Zehnjahrestief im vergangenen September) beförderte den saisonbereinigten Teilindex auf den höchsten Wert in der seit siebzehn Monaten anhaltenden Schrumpfungsphase. Berichten einiger Umfrageteilnehmer zufolge konnte die anziehende Inlandsnachfrage den Rückgang im Export abfedern.

Deutschlands Hersteller verzeichneten im Februar einen beschleunigten Rückgang der Exportorder. Nachdem sich die Abnahme in fünf der vergangenen sechs Monate abgeschwächt hatte, fiel die Schrumpfung nun so stark aus wie seit November 2019 nicht mehr. Eine Vielzahl der Befragten schrieb dies dem Ausbruch des Coronavirus in China und dem damit einhergehenden Nachfrageeinbruch zu. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass die Neuaufträge aus dem Ausland in allen drei Teilsektoren zurückgingen, angeführt vom Investitionsgüterbereich.

Beschäftigung: Die vielerorts geringe Auslastung der Produktion sowie die Reduzierung von Leiharbeitern ließ das Beschäftigungsniveau auch im Februar sinken. Damit hält der Stellenabbau seit mittlerweile genau einem Jahr an. Obwohl immer noch über dem Durchschnitt der zwölfmonatigen Rückgangsphase liegend, schwächte sich das Minus aktuell etwas ab. Dies ging hauptsächlich auf den neuerlichen Anstieg – wenngleich bescheidenen – der Beschäftigung im Konsumgüterbereich zurück.

Einkaufs-/Verkaufspreise: Im Februar schwächte sich der Rückgang der Einkaufspreise zum dritten Mal in Folge ab – nach einem 3,5-Jahrestief im November 2019. Der saisonbereinigte Teilindex notierte auf dem höchsten Stand seit Juni vergangenen Jahres, obgleich immer noch rund 20 Prozent der Umfrageteilnehmer eine Reduzierung verbuchten. Vor allem Metalle (insbesondere Stahl), Erdgas und Kunststoffe waren billiger als zuletzt. Außerdem wurde die Preismacht der Lieferanten allgemein als schwächer eingeschätzt.

Die Verkaufspreise sanken im Februar den achten Monat hintereinander. Im momentan harten Wettbewerb um Aufträge gaben viele Hersteller ihre Kostenersparnisse in Form von Preisnachlässe an ihre Kunden weiter. Die Rückgangsrate blieb gegenüber dem Vormonat unverändert und war eine der stärksten der vergangenen zehn Jahre.

Jahresausblick: Deutschlands Hersteller blieben im Februar vorsichtig optimistisch hinsichtlich ihrer Produktionsniveaus binnen Jahresfrist. Der entsprechende Teilindex gab gegenüber dem 17-Monatshoch vom Januar leicht nach, was nahezu ausschließlich den Bedenken und der Ungewissheit im Zusammenhang mit der Coronavirus-Epidemie zugeschrieben werden kann. Nichtsdestotrotz notierte der Teilindex damit auf dem zweithöchsten Wert seit anderthalb Jahren. Für Zuversicht sorgte die Aussicht auf steigende Investitionen und eine anziehende Nachfrage.

Über den EMI: Der IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) gibt einen allgemeinen Überblick über die konjunkturelle Lage in der deutschen Industrie. Der Index erscheint seit 1996 unter Schirmherrschaft des BME. Er wird vom Anbieter von Unternehmens-, Finanz- und Wirtschaftsinformationen IHS Markit mit Hauptsitz in London erstellt und beruht auf der Befragung von 500 Einkaufsleitern und Geschäftsführern der verarbeitenden Industrie in Deutschland (nach Branche, Größe, Region repräsentativ für die deutsche Wirtschaft ausgewählt). Der EMI orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Manager´s Index (Markit U.S.-PMI).

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