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Edelmetallindustrie auch 2022 auf Wachstumskurs – trotz Krisen und volatiler Märkte

Edelmetallindustrie auch 2022 auf Wachstumskurs – trotz Krisen und volatiler Märkte Posted on 30. März 2023

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Investment in Edelmetalle gilt in Krisenzeiten als sicherer Hafen. Gold, Silber und Platingruppenmetalle sind aber auch unverzichtbar für die Energiewende.

„Trotz der besonderen Herausforderungen aufgrund globaler Krisen konnte sich unsere Branche gut entwickeln, denn die Industriellen Anwendungsgebiete von Edelmetallen sind vielfältig“, eröffnete York Alexander Tetzlaff, Geschäftsführer des Branchenverbandes Fachvereinigung Edelmetalle das 15. Jahrespressegespräch in der Goldstadt Pforzheim.

Die Bedeutung von Edelmetallen für den Schmuck- und Investmentbereich kennt jeder. Doch auch im industriellen Bereich sind sie aufgrund ihrer einzigartigen physikalischen und chemischen Eigenschaften nicht mehr wegzudenken. „Das gilt auch und besonders für die grüne Energiegewinnung. Edelmetalle werden z. B. in Generatoren für Windkraftanlagen, in Solarpanels und in Elektromotoren für E-Autos oder für die Wasserstoffkatalyse genutzt. Angesichts der weltweit wachsenden Edelmetallnachfrage kommt dem Recycling von Gold, Silber und Platingruppenmetallen daher eine wachsende Bedeutung zu“, erläuterte Tetzlaff.

Die beiden Vorsitzenden des Arbeitsausschusses Edelmetallwirtschaft des Verbandes, Franz-Josef Kron, Vorstandsvorsitzender/CEO, Agosi AG, Pforzheim und Thomas Weiß, Geschäftsführer, Heimerle + Meule GmbH, Pforzheim, erläutern jeweils die Entwicklung der einzelnen Geschäftszweige der Edelmetallindustrie im Jahr 2022 und gaben einen Ausblick:

Folgen von Geopolitik, Weltwirtschaft und Inflation für die Edelmetallindustrie
Die Entwicklung der Edelmetallmärkte wurde 2022 besonders durch die geopolitischen Spannungen und den im Februar einsetzenden Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine beeinflusst. Eine weltweite Inflation von 8,8% und die Maßnahmen zur Inflationsbekämpfung belasteten die Weltwirtschaft dadurch sehr. „Die daraufhin stark steigenden Energiepreise und damit verbundenen hohen Inflationsraten, sowie die scharfe Änderung der Zinspolitik der Zentralbanken, führten zu großen Unsicherheiten bei Verbrauchern, Produzenten und Investoren“, so Kron.

„Während die meisten Volkswirtschaften weniger unter den Folgen der COVID-Pandemie leiden mussten, kam es in China mit dem Ende der Null Covid Politik zu einer dramatischen Entwicklung der Pandemie vor Ort mit Folgen auf die chinesische- und die Weltwirtschaft sowie Lieferkettenengpässe weltweit“, erläutert Kron. Das Wachstum der Weltwirtschaft fiel laut IWF mit 2,9% entsprechend schwach aus.

In Deutschland legte das BIP gemäß statistischem Bundesamt nur um 1,9% zu und blieb damit nicht nur weit unter den Wachstumsraten vor COVID, sondern war auch schwächer als im Vorjahr. Während der Konsum in Deutschland von sinkenden Reallöhnen gedämpft wurde, nahm die Anzahl neuer Bauanträge mit steigenden Zinsen rapide ab und wird den Bausektor 2023 belasten. Die Automobilindustrie litt unter Lieferkettenengpässen, denen mit einer Konzentration auf höherpreisige Fahrzeuge begegnet wurde. „Kurzum, wer glaubte, mit dem Auslaufen der Pandemie würde sich die Situation normalisieren und die Wirtschaft erholen, hat sich geirrt“, betont Kron.

Entwicklung der Edelmetallmärkte in den Bereichen Schmuck, Dental und Investment
Die deutsche Edelmetallwirtschaft war im Bereich der Edelmetall-Investment-Produkte durchgängig voll ausgelastet und konnte die Nachfrage kaum ausreichend befriedigen. „Die weltwirtschaftlichen Unsicherheiten und Inflationsängste beflügelten das Geschäft, stehen nun aber unter dem Einfluss steigender Zinsen“, analysiert Weiß. „Auch die Nachfrage der internationalen Luxusmarken nach Edelmetallen stieg erneut stark an, während sich die Nachfrage der ortsansässigen Juweliere nicht wesentlich erholte.“ Die industriell geprägten, eher internationalen Segmente litten besonders stark unter Liefer- und Logistikengpässen.

„Der positive Trend der Nachfrage aus dem zweiten Halbjahr 2021 nach Schmuck und Trauringen setzte sich auch 2022 fort“, berichtet Weiß. Die Lockerung bzw. Abschaffung der pandemiebedingten Maßnahmen führte zu erhöhter Nachfrage im Schmuckeinzelhandel, außerdem konnten Nachholeffekte z.B. bei den Trauringverkäufen beobachtet werden. Der Gesamtabsatz an 18 Karat Legierungen (Luxusmarken weltweit) stieg nochmals um knapp 17% gegenüber dem bereits sehr guten Jahr 2021, während der Absatz von 8- und 14-Karat Legierungen (lokale Märkte Deutschland, Europa) moderat um ca. 5% anstieg. Die Platinlegierungen legten 15% gegenüber dem Vorjahr zu. „Hier konnte eine Substitution von Weißgoldlegierungen durch das preislich attraktivere Platin beobachtet werden,“ so Weiß.

Bei Dentallegierungen ist der Trend zum Einsatz edelmetallfreier Materialien weiterhin ungebrochen. Der Gesamtabsatz bei den edelmetallhaltigen Legierungen büßte im Jahr 2022 ca. 21 % gegenüber den schon niedrigeren Mengen des Vorjahres ein. Somit hat sich das Volumen an edelmetallhaltigen Dentallegierungen in den letzten 4-5 Jahren nahezu halbiert.

Weltweit stieg die physische Nachfrage nach Gold 2022 um 18%, obwohl die größten Märkte mit China und Indien schrumpften. Dies zeigt, wie deutlich die Nachfrage in den anderen Märkten, so auch in Deutschland anstieg. Der Goldpreis pendelte im Jahresverlauf sehr volatil in einem Korridor zwischen 1.600 und 2.000 USD/oz. Zum Jahresende schloss der Goldpreis nahezu zu demselben Kurs wie zu Jahresbeginn bei ca. 1.800 USD/oz, was ungefähr den Jahresdurchschnitt widerspiegelt. Die Silbernachfrage wurde unter anderem gestützt durch den kontinuierlichen Ausbau von Photovoltaikanlagen im Zuge der grünen Energiewende. Darüber hinaus zeigt die Entwicklung der Edelmetallpreise Folgendes:

In Zeiten geopolitischer Unsicherheit behaupteten sich Gold und Silber auch im Jahre 2022 als Krisenwährung. So stieg die weltweite Goldnachfrage um 18% auf 4.741 Tonnen, was dem höchsten Stand seit über 10 Jahren entspricht. Vor allem die Nachfrage nach Investmentprodukten legte gegenüber dem Vorjahr um 10% zu, wobei die physische Nachfrage nach Goldbarren und -münzen mit + 2% auf dem hohen Niveau des Vorjahres verharrte.

„Den größten Anstieg verzeichneten die Goldkäufe der Zentralbanken, hier war ein Plus von 152% zu verzeichnen. Vor allem Zentralbanken aus Schwellenländern (inkl. China und der Türkei) schichteten massiv ihre Devisen in das gelbe Edelmetall um“, ergänzte Weiß.

Außerdem war die physische Silbernachfrage in Nordamerika ungebremst, vor allem 1oz Silbermünzen waren nach wie vor sehr gefragt, was zeitweise zu Versorgungsengpässen führte und in deutlich höheren Aufschlägen mündete. „Dadurch wurden auch große Mengen in Europa gefertigter Silber-Anlagemünzen aufgrund der attraktiveren Margen in die USA exportiert und dort verkauft“, betont Weiß. Für Deutschland führte die Änderung der steuerlichen Behandlung von Silbermünzen (Wegfall der sog. Differenzbesteuerung) zum Jahresende 2022 zu einem deutlichen Rückgang der Nachfrage nach Silbermünzen insgesamt.

Marktentwicklung der Industriemetalle Silber, Platingruppenmetalle sowie Recycling
Kron führt aus, dass die Automobilindustrie mit ihren Katalysatoren der größte Markt für Platingruppenmetalle ist. „2022 waren mehrere Einflüsse aus verschiedenen Richtungen auf diese Metalle auszumachen. Die aktuellen Emissionsverordnungen verlangen einen erhöhten Einsatz von Palladium und Rhodium bei jedem neuen Fahrzeug“, so Kron. Dabei gab es aber weniger Fahrzeugneuzulassungen aufgrund von Lieferengpässen. „Die Folge waren volatile Märkte. Letztlich setzten sich aber die Erwartung der wachsenden E-Mobilität und somit sinkender Nachfrage durch, was zu einer Halbierung der Preise von Palladium und Rhodium führte.“ Kron ergänzt, dass die Industrienachfrage nach Edelmetallen in Form von Silber-Kontaktwerkstoffen und chemischen Produkten, wie z.B. Kaliumgoldcyanid sich in 2022 auf Vorjahresniveau bewegt hat.

Zum Edelmetall-Recycling insgesamt merkt Weiß an, dass nach dem starken Rückgang des Recyclingvolumens im Jahr 2021 die Mengen in Deutschland 2022 stark angestiegen sind. Zum Jahresende konnte bei Gold ein Anstieg von über 18% (dies entspricht 11 Tonnen Feingold) im Vergleich zum Vorjahr verbucht werden. „Vor allem ist dieser positive Effekt auf den Wegfall der pandemiebedingten Schließungen im Einzelhandel (hier also der Gold-ankaufsgeschäfte und Juweliere), sowie auf höhere Recyclingmengen aus der gestiegenen Schmuckproduktion zurückzuführen“, sagt Weiß. Höhere Materialeingänge wurden auch aus niederhaltigem Scheidgut, wie aus der Automotive- und Elektronikindustrie, beobachtet.

Ausblick auf die Edelmetallmärkte 2023
Die Prognose für 2023 bleibt für die Edelmetallwirtschaft vorsichtig positiv. „Die industrielle Nachfrage nach technischen und dekorativen Halbzeugen hält sich derzeit auf stabilem Niveau. Trotz des höheren Zinsniveaus bei Spareinlagen sorgen die anhaltend hohen Inflationsdaten, geopolitische Risiken und die jüngsten Turbulenzen an den Finanzmärkten für eine hohe Nachfrage nach Investmentprodukten als sichere Wertanlage“, so Weiß.

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