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Saarwirtschaft: Stimmung trübt sich weiter ein

Saarwirtschaft: Stimmung trübt sich weiter ein Posted on 23. Mai 2022

Anders als im Bund hat sich die Stimmung in der Saarwirtschaft im Mai abermals verschlechtert. Das signalisieren die Meldungen der Unternehmen zu ihrer aktuellen Geschäftslage und zu den Erwartungen für die kommenden Monate. So sank der IHK-Lageindikator um weitere 1,2 Punkte auf nunmehr 34,9 Zähler. Erneut schwächer zeigen sich zudem die Aussichten für die kommenden sechs Monate. Der IHK-Erwartungsindikator setzte mit einem Minus von 0,7 Punkten seine Talfahrt fort, wenn auch mit reduzierter Geschwindigkeit, und rangiert aktuell mit minus 11,1 Zählern tief im roten Bereich. Das war der dritte Rückgang nacheinander. Maßgeblich für den breiten Pessimismus sind nach wie vor die erheblichen Geschäftsrisiken in der Saarindustrie. Inzwischen erfasst dieser aber auch immer größere Teile der Dienstleistungswirtschaft. „Die Folgen des Ukraine-Krieges schlagen mehr und mehr auf die Saarwirtschaft durch. Hinzu kommen die anhaltend harten Lockdowns in China, die die Lieferkettenprobleme verschärfen und die Wachstumsdynamik in der EU und in den USA massiv dämpfen. Diese Faktoren belasten insbesondere die Perspektiven unserer exportorientierten Saarindustrie. Darüber hinaus verunsichern Preissprünge und die drohende Zuspitzung der Energiekrise in Mitteleuropa die Unternehmen und verringern deren Investitionsbereitschaft. Selbst der steigende private Konsum im Zuge der gelockerten Corona-Beschränkungen kann diese Verluste unter dem Strich nicht ausgleichen. Die Chancen sind damit äußerst gering, dass 2022 tatsächlich zu einem Aufholjahr für die Saarwirtschaft wird – zumal in den nächsten beiden Quartalen eine Stagnation zu befürchten ist.“ So kommentierte IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Thomé die Ergebnisse der Mai-Umfrage der IHK Saarland, an der sich rund 300 Unternehmen mit gut 100.000 Beschäftigten beteiligten.

Insgesamt bewerten derzeit 44 Prozent der befragten Unternehmen ihre Geschäftslage mit gut, 46 Prozent mit befriedigend und zehn Prozent mit schlecht. Gut laufen die Geschäfte in der Stahlindustrie, der Elektroindustrie, der Keramikindustrie sowie bei den Herstellern von Metallerzeugnissen. Überwiegend befriedigend ist die Lage im Fahrzeugbau, in der Gießerei-Industrie, im Ernährungsgewerbe, in der Gummi- und Kunststoffindustrie, im Maschinenbau, im Stahlbau, in der Medizintechnik sowie in der Bauwirtschaft. Über alle Industriebranchen gerechnet sind die kumulierten Umsätze in den ersten drei Monaten dieses Jahres um 12,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen (Bund: +13,8 Prozent).

Im Dienstleistungsgewerbe berichten 86 Prozent der befragten Unternehmen über gute oder befriedigende Geschäfte. Gute bis sehr gute Geschäfte vermeldet die IT-Branche. Bei den Banken, in der Versicherungswirtschaft, im Verkehrsgewerbe sowie bei den sonstigen unternehmensnahen Dienstleistern ist die Geschäftslage überwiegend befriedigend. Der Handel und die Gastronomie profitieren nach dem Ende der Corona-Beschränkungen und vor dem Hintergrund des sommerlichen Wetters von einer lebhaften Nachfrage.

Wirtschaftspolitik: Für Stabilität sorgen, Stagflation vermeiden

In den kommenden sechs Monaten wird sich die Saarwirtschaft in schwierigem Fahrwasser befinden. Nur sieben Prozent der Betriebe rechnen mit besseren, 18 Prozent dagegen mit schlechteren Geschäften. Die verbleibenden 75 Prozent gehen von einer gleichbleibenden Geschäftsentwicklung aus. Signifikant mehr Besser- als Schlechtermeldungen kommen nur noch aus der IT-Branche. Dagegen überwiegt in weiten Teilen der Saarindustrie der Pessimismus. „In der gegenwärtig angespannten Situation, in der viele Unternehmen nicht wissen, ob die angenommenen Aufträge sich am Ende überhaupt rechnen, darf die Politik keine weiteren Preis- und Kostenschübe verursachen. Die Sicherung der Investitions- und Innovationsfähigkeit und damit der internationalen Wettbewerbsfähigkeit muss oberste Priorität haben. Nur dann wird es gelingen, Arbeitsplätze zu erhalten und neue zu schaffen. In der jetzigen Situation gilt es vor allem, ein Energieembargo gegenüber Russland und einen weiteren Inflationsschub unter allen Umständen zu vermeiden. Sonst droht eine Phase der Stagflation“, so Thomé.

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