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„Für viele Unternehmen bleibt Lage besorgniserregend“

„Für viele Unternehmen bleibt Lage besorgniserregend“ Posted on 4. März 2021

Die Lage der Wirtschaft im Norden von Sachsen-Anhalt ist angespannt. Für viele Unternehmen ist die Belastungsgrenze erreicht. Das ist das Ergebnis der aktuellen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Magdeburg für das 4. Quartal 2020 und der darauffolgenden Entwicklung. 

„Für viele Unternehmen bleibt die Lage besorgniserregend“, sagte IHK-Präsident Klaus Olbricht in Magdeburg. „Es ist der Bundes- und Landesregierung trotz aller Hilfsmaßnahmen nur bedingt gelungen, einen verbindlichen und einheitlichen Umgang mit den Herausforderungen dieser Pandemie zu finden. Weder bei der schnellen Auszahlung der Hilfen, noch beim Ausbau der Digitalisierung in Verwaltung und Schulen – und auch nicht in der Risikobewertung, wie ein Wirtschaften und Leben mit dem Virus möglich ist.“

Der Geschäftsklimaindex der gewerblichen Wirtschaft im Norden von Sachsen-Anhalt ist zum Jahresende 2020 leicht auf 81,8 Punkte gestiegen. Trotz des Anstiegs um 3 Punkte ist man von einer schnellen Erholung weit entfernt. Die konjunkturelle Lage in den einzelnen Branchen ist mehrheitlich eingetrübt, die Erwartungen der Gesamtwirtschaft sind weiterhin pessimistisch.

Vor allem die Entwicklung im Gastgewerbe ist besorgniserregend. Das staatlich angeordnete Herunterfahren des Geschäftsbetriebs führt zu massiven Einschnitten sowohl im Restaurant- als auch Beherbergungsbereich. Eine zeitnahe konjunkturelle Widerbelebung scheint für die Branche in unerreichbare Ferne gerückt.

Die Corona-Hotline der IHK Magdeburg ist für viele Unternehmen in den letzten Monaten ein fester Begleiter geworden und gibt tagtäglich den ungeschönten Einblick, wie es um die betroffenen Unternehmen steht. „In letzter Zeit sind verstärkt Fragen nach zusätzlichen Finanzierungsmöglichkeiten außerhalb der Hilfspakete gestellt worden“, erläuterte IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfgang März. „Darüber hinaus ist die Fokussierung auf den Ausgleich der Fixkosten richtig, aber nicht ausreichend. Bei einem vollständigen Umsatzausfall kann kein Unternehmen von der anteiligen Erstattung der Fixkosten leben. Dort muss zwingend ein Umdenken erfolgen. Wir benötigen hier dringend eine zusätzliche Kompensation, zum Beispiel einen Unternehmerlohn.“

In Vorbereitung des gestrigen Gipfels mit Bundeskanzlerin Merkel stellten die Bundesländer Pläne vor, wie ein möglichst sicherer Neustart gestaltet werden kann. „Der von Sachsen-Anhalt erarbeitete Plan und die gestrigen Ergebnisse der Ministerpräsidentenkonferenz mit der Bundeskanzlerin geben uns Anlass für einen kleinen Hoffnungsschimmer, dass wir aus dem ,Dauer-Lockdown‘ herauskommen“, sagte März. „Wir bedanken uns, dass die Hinweise der Wirtschaft, die wir an die Landesregierung übermittelt haben, in einigen Fällen Berücksichtigung fanden und der Sachsen-Anhalt-Plan nachgebessert wurde.“

„Jedoch wird die weitere Ungleichbehandlung der Branchen den Unmut der Betroffenen schüren“, stellte der Hauptgeschäftsführer fest. „Die Hotellerie, Gastronomie, Veranstalter und Reiseanbieter sind vergessene Branchen ohne klare Öffnungsperspektive. Das heizt die Stimmung enorm auf.“

„Eine Herausforderung werden die möglichen unterschiedlichen Regelungen in Regionen angrenzender Bundesländer bleiben“, merkte März weiter an. „Unterschiedliche Öffnungsszenarien können zu ,Wirtschaftstourismus‘ führen. Dies schädigt die Standorte mit strikteren Regeln und kann die Verbreitung des Virus erneut befeuern. Das gilt es aus unserer Sicht dringend zu verhindern.“ Zudem bedarf es „dringend einer eineindeutigen Zeitschiene möglicher Öffnungsschritte und einer rechtzeitigen Information, um Planbarkeit in den Unternehmen zu gewährleisten. Der Algorithmus in Abhängigkeit der Inzidenzwerte verwirrt, ist schwer ausrechenbar und für viele Unternehmen wirtschaftlich weiterhin perspektivlos.“

Die IHK Magdeburg begrüßt, dass „Click and meet“ ermöglicht wird, um den seit Mitte Dezember stark eingeschränkten Einzelhandel zu stärken. „Das ist für den kleinen stationären Handel wie Brautmodengeschäfte, Schreibwarenläden, Boutiquen oder Schuhläden wenigstens eine Möglichkeit, ihr Geschäft in kleinem Rahmen wieder aufzunehmen und ein wichtiges Signal in Richtung der inhabergeführten Geschäfte, dass sie im Konzert der Großen Berücksichtigung erfahren“, betonte März. „Natürlich macht das nicht für jedes Geschäft betriebswirtschaftlich Sinn, aber es gibt überhaupt erstmal wieder eine Möglichkeit, Kunden ins Geschäft zu holen.“

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