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Logistik ist Treiber der digitalen Veränderung

Logistik ist Treiber der digitalen Veränderung Posted on 23. Oktober 2019

Unter dem Motto „Mutig machen“ hat am heutigen Mittwoch der Deutsche Logistik-Kongress 2019 der Bundesvereinigung Logistik (BVL) in Berlin begonnen. Der Wirtschaftsbereich zeigt sich nach zehn Wachstumsjahren derzeit skeptisch, was die weitere Entwicklung angeht.

„Um die Konjunktur anzukurbeln, haben Notenbanken früher Zinsen gesenkt. Das geht angesichts der Nullzinsphase derzeit nicht und das macht Sorge“, sagte Robert Blackburn, der Vorstandsvorsitzende der BVL, in seiner Eröffnungsrede. Die größten Risiken für den Wirtschaftsbereich Logistik liegen aus seiner Sicht in den weltwirtschaftlichen Unsicherheiten, die ganz überwiegend Folgen schlechter Politik seien. Insbesondere gelte das für die ungelösten und sich möglicherweise ausweitenden Handelskonflikte – und für den Brexit mit seinen Implikationen für das Gesamtgefüge in Europa.

Der Vorstandsvorsitzende der BVL sprach als Gastgeber zum Auftakt des Kongresses – gefolgt von Alexander Birken, dem Vorstandsvorsitzenden der Otto Group, Prof. Michael ten Hompel, dem Leiter des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik IML, und Angela Titzrath, der Vorstandsvorsitzenden der Hamburger Hafen und Logistik AG. Am Nachmittag wird Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer im Plenum erwartet.

„Mutig machen“, das Motto des Kongresses, liege ihm sehr am Herzen, so Blackburn. „Ich bin davon überzeugt, dass Erfolg von Mut abhängig ist. Courage ist eine Mischung aus Selbstvertrauen und Entschlossenheit. Sie ist gleichzeitig ein gutes Mittel gegen sich selbst erfüllende Prophezeiungen – vor allem in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.“ Gerade die Digitalisierung beinhalte große Chancen für die Logistiker in Industrie, Handel und für die Logistikdienstleistungsunternehmen.

Blackburn sieht die Logistik als Treiber der digitalen Veränderung und als DIE Schlüsselfunktion der Zukunft. Sie könne die gestaltende Kraft auf vielen wirtschaftlichen Feldern sein – und zwar in allen drei Dimensionen –  ökonomisch, ökologisch, sozial – in den Unternehmen selbst und über Unternehmensgrenzen hinweg. „Der Informations-, Daten- und Güteraustausch wird unternehmensübergreifend und multimodal stattfinden. Logistikprozesse werden über Plattformen vernetzt, also transparenter, agiler, resilienter und nachhaltiger sein“, erläuterte Blackburn das Zukunftsszenario.

Wirtschaftliche Entwicklung

Was den mittelfristigen Geschäftsverlauf angeht, zeigen sich die Logistiker skeptisch. Dies dokumentiert der Logistik-Indikator der BVL, der im September für das dritte Quartal veröffentlicht worden ist. Obwohl die Geschäftslage im expansiven Bereich verharrte, rutschte das Geschäftsklima erstmals seit sechs Jahren unter die neutrale 100-er Marke ab. Grund dafür sind die Erwartungen, die in seltener Einigkeit in der Industrie, im Handel und bei den Logistikdienstleistern im kontraktiven Bereich liegen. Der Kurvenverlauf sieht aus wie vor der großen Krise der Jahre 2008/2009 – nur nicht so steil. „Mit dieser Realität müssen wir uns aktiv auseinandersetzen“, so Blackburn.  

Zum Jahresende 2019 kann der Wirtschaftsbereich Logistik voraussichtlich zum neunten Mal hintereinander ein stabiles Wachstum von zwei Prozent vermelden. Die Basis dafür wurde in den beiden lebhaften ersten Quartalen gelegt. Die Hochrechnung der Logistikweisen für den Umsatz lautet: 279 Milliarden Euro (nach 274 Milliarden Euro 2018) bei einer stabilen Beschäftigtenzahl von etwas mehr als 3,2 Millionen Menschen bei den Logistikdienstleistern und in den Logistikfunktionen von Industrie und Handel. Bei der Prognose für 2020 geht das Gremium um Prof. Christian Kille von 2,2 Prozent Wachstum aus.

Aus dem Kongressprogramm

Die Chancen der Neuen Seidenstraße. Mit einem inhaltlichen Highlight wartet auch in diesem Jahr der Galaabend auf. Bevor es an die Verleihung des Deutschen Logistik-Preises geht, begrüßt der Vorsitzende der BVL-Geschäftsführung, Prof. Thomas Wimmer, den Botschafter der Volksrepublik China, S. E. Wu Ken, zu einem Gespräch auf der Bühne der Arena Berlin. Dritter im Bunde ist Erich Staake, Vorstandsvorsitzender von Duisport. Im Gespräch der drei geht es um die Chancen und Perspektiven der Neuen Seidenstraße, also der von China vorangetriebenen Belt-and-Road-Initiative. Vom Duisburger Hafen aus führt der Weg entlang der eisernen Seidenstraße über Polen, Russland und Kasachstan bis in die chinesischen Städte Chongqing, Wuhan und Yiwu. Bis zu 35 Züge wöchentlich rollen heute schon über die 11.000 Kilometer lange Strecke. Welches Potenzial steckt in diesem riesigen Infrastrukturprojekt – und wo liegen die Risiken? Übrigens: Das geplante Projekt umfasst eigentlich zwei Routen. Der nördliche „Silk Road Economic Belt“ verläuft von China über Zentralasien, den Iran, die Türkei und die russische Hauptstadt Moskau bis nach Zentral- und Westeuropa. Die südliche „Maritime Silk Road“ soll Chinas Seehandel mit Südostasien, dem Mittleren Osten, Ostafrika und Europa verbinden.

Erfolgsfaktor Verkehrspolitik. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer wird am Nachmittag des ersten Veranstaltungstages im Plenum sprechen. Er kündigt seinen Vortrag wie folgt an: Mutig machen – dieser Konferenztitel passt perfekt zur Politik des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur. Unsere Schienen-, Straßen-, Wasser- und Luftwege sind die Basis für unsere Erfolge als Logistikweltmeister. Wenn wir jetzt mutig und konsequent die Chancen der Digitalisierung und des technischen Fortschritts nutzen, können wir Abläufe, Transporte und Prozesse ganz neu organisieren: digital, vernetzt und klimafreundlich. Dafür setzen wir umfangreiche Maßnahmen um – vom „Innovationsprogramm Logistik 2030“ bis zum „Aktionsbündnis Kombinierter Verkehr“.

Als CEO mutig agieren und Mitarbeiter ermutigen. Erst jüngst als CEOs berufen, verantworten die Diskutanten die strategische Weiterentwicklung ihrer Unternehmen und Forschungseinrichtungen. Die diesjährige Podiumsdiskussion widmet sich den Fragen, bei denen von Chefs Mut gefordert ist und bei denen sie selbst andere ermutigen. Welche Herausforderungen sehen sie für Supply Chain Management und Logistik im aufziehenden Jahrzehnt der 2020er, und wie wollen sie diesen begegnen? Die Diskussion zwischen Dr. Lars Brzoska (Jungheinrich), Reiner Heiken (Hellmann) und Prof. Jana Koehler (Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz) verspricht den Kongressteilnehmern einen interessanten Gedankenaustausch und spannende Erkenntnisse.

Grenzen einreißen – Produktion und Logistik. Logistik- und Produktionsprozesse werden längst nicht mehr isoliert betrachtet. Im Zeitalter von Industrie 4.0 und sich selbst steuernder Fabriken verschmelzen die Grenzen zwischen beiden Teilbereichen immer stärker. Vor diesem Hintergrund beleuchten die Referenten in kurzen Impulsvorträgen unter anderem, wie die zunehmende Nachfrage nach smarten Produkten das Zusam­menspiel zwischen Produktion und Logistik verändert und welche Herausforderungen damit einhergehen. Die Auswirkungen der elektromobilen Produktion auf Wertschöpfungsstrukturen und die Logistik werden ebenso erörtert wie die Möglichkeiten einer intelligenten Verknüpfung von Logistik und Produktion mithilfe von IT.

Künstliche Intelligenz trifft Logistik. Die Logistik erweist sich zunehmend als ideales Spielfeld für den Einsatz KI-basierter Algorithmen: Transportoptimierung, intelligente Sensorik und Prozessautomatisierung sind Beispiele für potenzielle Anwendungen. Dennoch stehen Unternehmen häufig vor der Frage, unter welchen Voraussetzungen sich der Einsatz von KI rentiert und welche Faktoren dabei zu berücksichtigen sind. Anhand von Anwendungsfällen zeigen die Referenten, wie die erfolgreiche Integration von KI in das operative Geschäft gelingen kann und welche Vorteile daraus resultieren. Des Weiteren wird erörtert, welche technologischen Weiterentwicklungen im Laufe der nächsten Jahre zu erwarten sind und wie sich KI (noch) stärker in der Breite verankern lässt.

Potenziale aus neuen Technologien. Aufstrebende Technologien lösen oft einen Hype aus, noch bevor ein praktischer Nutzen gänzlich ersichtlich ist. Jedoch stellt sich die Frage, ob und wie solche neuen Technologien kurz- und mittelfristig einen signifikanten Beitrag zur Lösung der Herausforderungen in Logistik und Supply Chain Management leisten können. In dieser Sequenz werfen die Referenten einen Blick auf aktuelle Trends und Entwicklungen bei verschiedenen Technologien. Im Zentrum steht dabei die Frage: Welche Potenziale ergeben sich für die Unternehmen?

Herausforderungen für Arbeitgeber. Die Logistik als Wirtschaftsbereich, in dem die Digitalisierung eine immer größere Rolle spielt, konkurriert mit anderen Branchen im War for Talents. Wie können Mitarbeiter gehalten werden – trotz schwindender Bindung an die Unternehmen und verlockenden Anfragen von Headhuntern? Können sich Arbeitgeber attraktiv aufstellen, indem sie auch weiche Faktoren unterstreichen? Dies gelingt nur durch eine offene Unternehmenskultur, die alle geeigneten Erwerbspersonen anspricht.

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