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„Denkfest 2017“: Mit ungewöhnlichen Konzepten und Kooperationen neue Kulturräume erobern

„Denkfest 2017“: Mit ungewöhnlichen Konzepten und Kooperationen neue Kulturräume erobern Posted on 2. Juni 2017

Die Metropolregion Rhein-Neckar soll sich zu einer Kulturregion entwickeln, die Künstlerinnen und Künstlern Raum für kreative Prozesse und die Präsentation ihrer Arbeiten bietet. So lautet eines der drei strategischen Ziele der Kulturvision 2025, die im vergangenen Jahr verabschiedet wurde. Was sich konkret verändern muss, damit dieses Ziel Realität werden kann, ist Thema beim „Denkfest 2017“, das noch bis heute Abend in Ludwigshafen stattfindet. Zum Auftakt der siebten Auflage des zweitägigen Symposiums diskutierten gestern bereits rund 250 Teilnehmer, wie Kunst neue Räume erschließen kann und welche Rahmenbedingungen kreatives Schaffen begünstigen. Die Forderung nach mehr Geld und einer besseren räumlichen Ausstattung sei dabei berechtigt, sagte Thomas Kraus, Leiter des Kulturbüros der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH. Genauso wichtig sei es aber, die in der Region bereits vorhandenen Möglichkeiten bestmöglich zu nutzen und neue Wege der Zusammenarbeit zu gehen. „Für gute Ideen findet man meist auch Unterstützer. Nun ist es an den regionalen Akteuren, über Vernetzung und Kooperation auch die Lebens- und Arbeitsbedingungen für Künstlerinnen und Künstler zu verbessern.“

Hegemann: „Believe in crazy ideas“

Einen ersten Denkanstoß gab Dimitri Hegemann. Bereits in den 1980er-Jahren schuf der Berliner Kulturmanager mit seinem „Fischbüro“ oder dem Festival „Berlin Atonal“ Experimentierräume für Kreative. In den 1990er-Jahren schrieb er diese Geschichte u.a. mit dem Techno-Club „Tresor“ fort. Zu seinen aktuellen Projekten zählt „Happy Locals“, das in der Provinz kreative Plattformen für junge Menschen schafft. Kultur könne durchaus Motor der Stadtentwicklung sein, so Hegemanns Überzeugung. Allerdings brauche es hierfür Orte, an denen Menschen ihre Gedanken frei und ohne Konventionen ausleben dürften: „Verrückte Ideen bringen positive Energie.“ Deshalb müsse man ungewöhnliche Formate an ungewöhnlichen Orten zulassen und fördern. Aus diesem organischen Wachstumsprozess heraus könne dann Großes entstehen, das sich auch nachhaltig finanzieren lässt.

Kultur als Instrument der Stadtentwicklung

Für eine Zurückeroberung des öffentlichen Raums warb Wulf Kramer (Yalla Yalla! Studio for Change): „Menschen wollen Ungewöhnliches erleben.“ Deshalb habe es sich bewährt, Dinge in neue Sinnzusammenhänge zu bringen und öffentlich zu inszenieren. Dabei gehe es nicht nur um Kunst im engeren Sinne. Geeignet sei alles, was die Lebensqualität der Menschen steigere und Orte der sozialen Interaktion schaffe.

Die Kreativwirtschaft in ihrer Gesamtheit sei ein wichtiger Treiber für die Zukunft der Städte. Dies zeige sich zum Beispiel am Mannheimer Stadtteil Jungbusch, so Michael Herberger (Naidoo Herberger Produktion). Er selbst verstehe sich als Teil dieser Entwicklung und plane deshalb auf der Konversionsfläche „Franklin“ einen neuen Gebäudekomplex mit Büros, Studios und Proberäumen: „Kreativunternehmen sind meist Kleinunternehmen. Der Austausch mit anderen ist elementar wichtig.“

Arbeitsbedingungen nur teilweise verbessert

Wie wichtig Kunsträume und der persönliche Austausch für kreative Prozesse sind, zeigte sich beim Denkfest auch in den verschiedenen Arbeitsgruppen. Die Rahmenbedingungen in der Region hätten sich in den vergangenen Jahren zwar deutlich verbessert, so der Tenor, allerdings nicht für alle Kunst- und Kulturschaffenden gleichermaßen. Unternehmen der Kreativwirtschaft hätten einen deutlich besseren Stand als darstellende oder bildende Künstler. Attraktive und bezahlbare Probe-, Produktions- und Präsentationsräume für die freie Szene seien in vielen Städten und Gemeinden nach wie vor knapp. Zudem fehle es an Transparenz über die Unterstützungsangebote und Möglichkeiten. Die Zwischennutzung von Leerständen sei zwar eine gute Idee, in der Realität aber ein schwieriges Unterfangen, weil Eigentümer nur selten mitzögen. Abhilfe könnten künftig bessere Schnittstellen zwischen Eigentümern, Kommunen und Künstlern leisten. Zudem brauche es neue Konzepte für die Raumnutzung. Das in der Kreativwirtschaft vielfach praktizierte Sharing-Konzept, bei dem Unternehmen Räumlichkeiten gemeinsam und/oder nur zeitweise nutzen, sei auch für die freie Szene in der Region interessant. Hier gelte es, im regionalen Verbund neue Modelle der Zusammenarbeit zu entwickeln und zu erproben.

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